Wer kennt sie nicht, die Körperkläuse dieser Welt. Ob Stufen steigen, Dinge fangen oder einfach nur gehen. Es scheint als könnten sie die einfachsten Dinge nicht bewerkstelligen. Leider ist die Tierwelt bzw. unsere geliebte Pferdewelt davon auch nicht verschont.
Wie bei uns Menschen gibt es auch Pferde, die eine bessere und schlechtere Körperwahrnehmung haben. Eine schlechtere führt bei Pferden jedoch oft zu Stress, einem geringen Selbstbewusstsein und sie sind oft dazu noch sehr schreckhaft bzw. ängstlich. Kein Wunder, da das Überleben von Fluchttieren doch davon abhängig ist wie schnell sie vom Feind weglaufen können. Da ist es nicht gerade vorteilhaft, wenn man als Körperklaus regelmäßig den Boden küsst und somit eine erhöhte Alarmbereitschaft der entscheidende Faktor sein könnte.
Sehr oft hängt eine schlechte Eigenwahrnehmung auch mit einem schlechten Trainingszustand zusammen. Ein gut bemuskeltes Pferd, spürt sich selbst besser und kann sich dadurch auch natürlich besser bewegen. Häufige Auswirkungen sind Stolpern bis hin zu Stürzen, man hat das Gefühl diese Pferde verbiegen sich in der Arbeit sehr stark und können keine gerade Linie halten. Sogar das Steigen über eine Stange ist teilweise eine riesengroße Herausforderung. Wie oben schon erwähnt neigen sie dazu richtige Nervenbündel zu sein. Zu hoher Stress stört den Stoffwechsel was wiederrum den Muskelaufbau hemmt und zu Verspannungen führt.
Zum Glück kann man diesen Pferden mit ein paar Tricks im Training super weiterhelfen. Dem sogenannten Propriozeptiven Training. Ich weiß, das hört sich jetzt schon mal abschrecken an, ist es aber nicht. Propriozeption ist die Eigenwahrnehmung, also Training, bei dem die Eigenwahrnehmung geschult wird. Vorteile dieser Art von Training sind Stabilität, da die Tiefenmuskulatur gestärkt wird, das Gleichgewicht und die Koordination werden geschult, sowie die Trittsicherheit. Natürlich sind auch der Muskelaufbau und die Gymnastizierung wichtige Nebeneffekte.
Die Körperbandage
Mein Lieblingswerkzeug hierfür ist die Körperbandage. Es gibt viele verschiedene Arten diese zu wickeln, ich beschränkte mich jedoch meistens auf die 8. Hierfür bindet man sozusagen eine 8 um das Pferd. Vorne auf Höhe des Buggelenks, auf dem Rücken wird gekreuzt unter den Hüfthöckern vorbei auf Höhe der Sitzbeinhöcker. Wichtig unter dem Schweif und die Konten am besten auf den Seiten binden. Sie sollte nicht allzu fest sein, aber dennoch nicht schlackern oder verrutschen. Dazu könnt ihr eine stink normale Bandage aus dem Pferdegeschäft nehmen. Durch die Bewegung des Pferdes wird eine ständige Reibung erzeugt, welche durchgehend Nervenreize an das Gehirn weiterleiten. Einfach gesagt das Pferd spürt wo vorne und hinten ist. Ihr könnt das auch an euch selbst ausprobieren. Wickelt euch eine Bandage um den Arm oder das Bein. Ihr werdet merken wie anstrengend das nach der Zeit wird. Daher auch bei Pferden zu Beginn nur ein paar Minuten oben lassen und immer weiter steigern. Ob beim Spazierengehen, der Hand- oder Bodenarbeit oder beim Longieren (bitte ohne Stangen) ist die Körperbandage ein super einfaches Tool das Pferd zu unterstützen. Ihr werdet sehr schnell am Gangbild merken, dass die Pferde besser untertreten können, die Beine werden angehoben und es dient zur Losgelassenheit bei.
Verschiedene Untergründe
Oft neigt man als Pferdebesitzer dazu sein Pferd schützen wollen. Ein unebener Boden ist ein absolutes „No Go“ und wenn es schon mal auf die Weide muss, dann bitte nur in Luftpolsterfolie eingepackt. Für solche Pferde ist es wichtig aus ihren eigenen Erfahrungen zu lernen. Also raus mit euch auf Wiesen, Feld- oder Waldwegen. Ob Steine, Wasser, bergauf oder bergab, tiefer Sand oder harter Asphalt. Je mehr Untergründe das Pferd kennenlernt, desto trittsicherer wird es. Euer Pferd möchte auf einen Erd- oder Sandberg klettern, über einen Ast oder Baumstamm springen? Na dann lasst es einfach. Das Selbstvertrauen eurer Vierbeiner wird es euch danken. Und es ist doch viel schöner einen selbstsicheren Partner an seiner Seite zu haben, oder nicht? Das funktioniert sowohl beim Spazieren als auch beim Reiten, wobei es zu beginn mehr Sinn macht das Pferd vom Boden aus zu begleiten.
Das Wetter ist mal schlecht oder ihr habt keine Lust hinaus zu gehen? Dann schaut doch einfach mal im Stall nach was für verschiedene Untergründe ihr eurem Pferd aufbauen könnt. Ob eine Plane, ein Teppich oder eine alte Gummimatte, lässt sich alles super leicht in die Bodenarbeit mit einbauen und ist schnell wieder weggeräumt.
Die Turnmatte
Gerne greife ich auch immer wieder auf die super coole faltbare Turnmatte zurück. Die Matte stellt einen instabilen Untergrund dar, welcher die Tiefenmuskulatur anspricht. Das Pferd einfach mal draufstellen mit zwei Beinen, oder allen Vieren, ob rückwärts oder vorwärts drüber. Seid kreativ. Man kann sie super als Station in die Bodenarbeit einbauen, eine ganze Einheit nur mit der Matte gestalten sowie die Intensität ganz einfach verstärken oder leichter machen. Wie ihr am Foto sehen könnt, liebt mein Herr Pferd die Matte als Podest zu nutzen. Die Matte bringt Abwechslung ins Training und hat einen super Nebeneffekt.
Stangen
Wenn es um Koordination und Gleichgewicht geht, kann man auf Stangen einfach nicht verzichten. Ob nur eine Stange oder gleich mehrere, bei der Bodenarbeit, beim Longieren oder beim Reiten. Man kann sie in allen erdenklichen Variationen einsetzten und sie haben immer einen positiven Nebeneffekt. Eine Übung speziell für die Bodenarbeit, die ich gerne nutze, ist das „Stangenmikado“. Dazu müsst ihr mehrere Stangen in einem Durcheinander auf den Boden legen und das Pferd soll sich selbst den besten Weg suchen. Also ruhig mal von beiden Seiten mehrmals drüber schicken und loben, wenn es die Herausforderung gemeistert hat. In meinem vorherigen Blogpost findet ihr einige Stangenkonstellationen fürs Longieren, die hier auch sehr hilfreich sein könnten.
Also wie ihr seht ist es kein Ding der Unmöglichkeit eure Pferde dabei zu unterstützen Koordination, Trittsicherheit und vor allem Selbstvertrauen aufzubauen. Wichtig dabei ist konstant und überlegt zu trainieren. Ihr werdet sehen wie schnell sich eure Pferde positiv verändern. Wenn ihr euch unsicher seid, holt euch einen professionellen Trainer, außerdem sollte vorher mit einem guten Tierarzt/Physiotherapeuten abgeklärt werden ob körperliche Einschränkungen bestehen.
Viel Spaß beim Üben 😀